Mittwoch, 17. April 2013

2.Teil, Philosophisches um Slavoj Žižek

Und hier nun der 2. Teil des Gesprächs mit Slavoj Žižek.

Manche aufrüttelnden Ereignisse verschwinden viel zu schnell in irgendwelchen RaumZeit-Spalten, so wie manche interessanten aufrührenden Gespräche im Archiv verschwinden, um eines davon zumindest für m*ich und die Leses meiner Blogs noch etwas obenzuhalten, habe *ich nun eines abgetippt, weil es im Internet nicht zur Verfügung gestellt wird, weil ...?
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Sit in, vor dem Brandenburger Tor,
im Hintergrund der Bundestag.
Können Sie das Schild lesen? 
Am 20. Juli 2014
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Aus der Süddeutschen Zeitung, vom 06.03.2013.
Ein Gespräch mit Slavoj Žižek (mehr zu diesem Menschen finden Sie mit anderem auch hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Slavoj_Žižek), Gesprächspartner von der Süddeutschen Zeitung ist Jan Füchtjohann.

Titel: "Dies ist eine gute Zeit für Philosophen"
Untertitel: Die revolutionärste Handlung ist immer noch das Nachdenken: Slavoj Žižek, umstrittener linker Gegenwartsanalytiker, über den Kapitalismus in der Krise, das Pathos der Befreiungsträume, Gangnam Style und die fröhliche Ausweglosigkeit der Lage.

[...]

SZ (Jan Füchtjohann): Leben wir also in der "Endzeit", wie der Titel eines Ihrer Bücher behauptet?
Slavoj Žižek: Nun, das haben fast alle Philosophen immer behauptet. Und dann dieser schreckliche Hölderlin-Satz: Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Sogar die härtesten Kommunisten haben erwartet, dass eines Tages die wirkliche und echte Revolution kommt. Ich halte es in dieser Hinsicht aber eher mit Hegel: Wir leben in schwierigen Zeiten, und es gibt überhaupt keinen Ausweg. Eine fröhliche Einsicht.

{Hölderlin, ebenfalls aus dem "Hyperion": "O ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt, und wenn die Begeisterung hin ist, steht er da, wie ein missratener Sohn, den der Vater aus dem Hause stiess, und betrachtet die ärmlichen Pfennige, die ihm das Mitleid auf den Weg gab." Hyperion, I. Band, Erstes Buch | Hyperion an Bellarmin.

An welcher Stelle des Vor-Satzes steht Herr Žižek? Gott, Bettler, Sohn? 
Denn die Einschätzung, das Rettende wächst heran, wo Gefahr ist, stimmt mit meiner Erfahrung überein. Es ist aber wie immer im DaSein: nicht das Einzelne zählt. Auch nicht materielle Gruppen, also Familien, Regionen, Staaten, es zählt eine Idee, ein Wollen, das im DaSein manifestiert ist. Wenn diese Idee, dieses Wollen - oder auch ein Bereich davon (eine TeilFrage) - gefährdet ist, dann wächst das Rettende heran; dafür hat das SEIN gesorgt.
Ja, ist klar, das klingt fremd und abgehoben, und hat mit dem materiellen Geschehen, in dem wir Menschen stehen und arbeiten und auch kämpfen erst mal nichts zu tun. Der Alltag verbirgt die Richtung des DaSein noch fast komplett. Erst mal gehts ums überleben, ums "fressen" oder ums "fortsexen" und dann kommt vielleicht irgendwann einmal das hinausstrecken der Sinne und der Vernunft in die Suche nach Antworten auf die absoluten Fragen.

Und dann ist auch irgendwann einmal klar, das ich, ich kleines Einzel-Wesen keine besondere Bedeutung einnehme, dass das Rettende für eine Gefahr - die nur mich oder auch ein paar Andere betrifft und heranwächst - ein glücklicher Zufall ist, aber keinerlei Notwendigkeit für das DaSein ist.

Frage: Was ist die Idee des DaSein, was also gibt dem DaSein, der Lebendigkeit, eine Richtung vor? Was hält das Ganze am laufen? Wenn *ich es weiss, lasse *ich es Sie wissen. Ganz bestimmt. Noch bin *ich nur eine leise Ahnung, was es ist, aber ...
Sie wissen, wie das ist, wenn eine Ahnung so grummelt in Eines, Mensch kann Es kaum fassen, fühlt aber dessen Anwesenheit, dessen Körper. Undefiniert, und Sie wissen, dass das lat. 'de-finis' in etwa "ab-grenzen, be-stimmen" meint.
Meine Ahnung ist noch nicht abgestimmt mit das Wirklichkeit und bevor *ich hier Lügen auftische oder auch nur Halb-Wahrheiten; behaupte *ich nur ahnungsvoll, dass es eine Idee in Allem gibt, dass Es für m*ich sogar schon erkennbar ist, aber eben noch nicht verwortbar. 
Aber Eins kann *ich schon andeuten, die Ahnung ist voller Vor-Freude, so undeutlich wie Es noch ist, es sättigt und wärmt schon Jetzt. Und das tut die Vergangenheit nicht, das ist der Rückschau fremd; und diese Rückschau ist kein Kinder- und Muttergedöns, mit Fläschchen und Sandkasten-Spielchen und sonstigen triebhaften Heranwachsensfreundlichkeiten - also kein Einzel-Menschliches Schicksal, so nett oder auch wohlig das im Einzelnen auch gewesen sein mag -, diese Rückschau "betrachtet" das gesamte Vergangene.
Und diese Rückschau bemerkt, dass, je tiefer die Sinne und im Hintergrund das Gefühl in die Vergangenheit eintauchen, das DaSein immer enger und enger wird, immer qualvoller und fremdbestimmter, dass die frei zu entscheidende RaumZeit von Etappe zu Etappe immer geringer wird. Und das hat mit dem "Urknall" nichts zu tun, von dem weiss ich nichts, den kann ich nur glauben, daher fehlt mir die Gewissheit, ob das ein Ereignis der Enge oder der Weite war, oder ob es überhaupt war?

Eigentlich, wollte *ich ja nur die zweite Hälfte des Gesprächs mit Herrn Žižek hier einstellen, aber schon bin *ich wieder am philosophieren und schwadronieren, jetzt erst mal zurück zu dem Gespräch:

Die "härtesten" Kommunisten haben also eine wirkliche Revolution erwartet?
Tja, da warten sie wohl vergeblich, wie das mit Erwartungen so ist, die treten nie ein und sitzen hin, und sagen: "Hier bin ich, Sie haben nicht vergeblich gewartet"; Nein, es sind immer die Ereignisse, die ein-Es oder auch mehrer-Es nicht erwartet, die eintreten und Hallo sagen. Aber es ist ja auch nur eine Revolution, die die meisten Menschen erwarten und da ist ja schon vom Ansatz her klar, das Revolutionen - obwohl sie schon tausende male passiert sind und eigentlich längst passend bewertet hätten werden können -, immer noch krass überbewertet werden. Deswegen haben die "härtesten" Kommunisten ja auch noch nicht bemerkt, dass die Revolution längst abgeschlossen oder auch fast endlos im Gange ist. Eine Revolution ist m[it].a. die Aufweichung der Ideologien. Mit Wasser und etwas Seife oder auch etwas Säure beigemischt, je nach Zusammensetzung der Ideologie, weicht jede noch so verhärtete Massen-Modellierung, falsche Selbst-Vorstellung und gezwungene Freiheits-Begrenzung auf, und was sind Ideologien anderes, als das.

Wie geschrieben, Oliver-August Lützenich gehe davon aus, dass das einzelne Selbst für das DaSein völlig uninteressant ist, egal was ein-Es ist und was Es getan hat und wie hoch Es geschätzt wird - Alexander, Einstein, Courbet, Beethoven, Galilei, Jesus, Ramses, ... Sie können die Liste fast beliebig verlängern, Was Ihnen gerade einfällt ... egal, ob nun Beethoven diese besonderen Gefühle und Umstände in die Musik getragen hätte oder ein ander-Es, wenn nicht Einstein die Relativität, also die Verbindlichkeit und Verbindung von ALLES mit ALLEM, in die Physik und Mathematik eingebracht hätte, dann hätte es ein ander-Es getan -. Oder glauben Sie ernsthaft, dass das DaSein auf ein bestimmt-Es wartet und darauf dann zeigt oder auch nicht, damit ein nächster Erweiterungs- / Entwicklungsschritt passiert, um etwas zu vollbringen, damit eine Erkenntnis [ein]fällt oder auch ein Gefühl eine Erweiterung erLebendig wird?

Na gut, Sie wissen vielleicht sogar, dass im DaSein überhaupt keine Idee oder gar eine Richtung enthalten ist, somit ist für Sie alles nur Zufälligkeit und Unabhängigkeit, ohne Plan. Dann sind Wir weit auseinander.
Mir ist (erscheint?) klar, dass es völlig wurscht ist, Was etwas findet, entdeckt, erweckt und erweitert, wichtig ist, dass es geschieht. Namen und Personen sind dabei austauschbar. Wenn nicht ich, dann ein Anderes ich, Hauptsache es passiert ein weiterer Entwicklungs-Schritt. Das ist wichtig.
DaSein ist Bewegung, RaumZeit ist Bewegung, Lebewesen ist Bewegung, Energie ist Bewegung, ... ist Bewegung, ... Jetzt ist die Frage: Wohin? Nur so, oder auf etwas halbwegs konkretes hin? Sie wissen inzwischen, dass *ich etwas konkretes annehme. Aber jetzt ist gut, weiter mit dem Gespräch.}

SZ: Wieso das denn?
Slavoj Žižek: Ach, fragen Sie doch mal einen Chinesen nach der Krise. Der wird Sie verständnislos ansehen und sagen: "Welche Krise? Uns geht es blendend." Das Gleiche gilt für Lateinamerika, den Nahen Osten, für Indien, Teile von Afrika, Brasilien, Russland, sogar Polen: Ganz schön vielen Leuten geht es heute wirtschaftlich besser. Die "globale Finanzkrise" ist eine europäisch-amerikanische Erfindung.

{Zitat: "Uns geht es blendend." Mmhh? Welchen Chinesen frag *ich da am besten, damit *ich diese Antwort erhalte? Mmhhm? Na ja, es wird schon ein Paar geben, die so antworten, aber mit dem 'Uns' garantiert nicht die Chinesen meinen. Egal, *ich übertreibe ja auch noch ganz gerne und ergehe m*ich in Übertreibungen oder sogar Superlativen, wenn "Ball flachhalten" gegeben ist, wie eigentlich immer, denn, wann ist schon Übertreibung? -> Super Eis heute gegessen, wahnsinnig gut, einfach irre diese Pizza, ist doch unglaublich dieses Bild, grottenschlecht dieses Machwerk! <-, weil sonst wäre doch eigentlich stets nur Gleichklang und das ist doch bedauerlich, also ist es zumindest geil, weil, das sind Wir doch sowieso meist.

Bin *ich gerne Mensch? Ist doch eine Frage wert, wenn *ich so dahin bewerte und das immer etwas nörgelig. Bin *ich gerne Mensch? Ja. Warum dann so "über"kritisch, bis ins abfällige tendierend?
Es ist wegen der Vergangenheit, Sie haben es längst geahnt, und es ist wegen dem Vor-Gefühl, wegen der Vor-Freude, also wegen der Ahnung, dass wir Menschen mehr können, als Wir im Augenblick zu bieten haben. Mehr Aufmerksamkeit. Mehr Achtung. Mehr Aufrichtigkeit. Mehr Inspiration. Mehr Gefühl, mehr Gespür, mehr mit-Empfinden. Mehr Ein-Sicht und mehr Aus-Sicht. Mehr Verantwortung, mit allem, was es dazu braucht. Mehr Selbst-Sein in und mit mehr FreiRaumZeitheit. Viel mehr!

Und was ist Jetzt? Hier und Heute?
Muss *ich Ihren Blick und Ihre Aufmerksamkeit in irgendeinen Menschen-Bereich lenken, oder reicht ein grober "Über"-Blick? Wenn ein-Es so herein und herum spürt (Aussen und ein wenig Innen) und fühlt (Innen und sehr wenig Aussen) und dabei subsummiert, dass die vorherrschende Starre unangebracht ist, weil wesentlich mehr Beweglichkeit möglich ist, dann wird Es  - in diesem Fall *ich - vielleicht ein wenig ungeduldig oder sogar nörgelig.
Die Frage ist nur, ob es hilft? Ob es hilft die Macht weiter aufzulösen und sie weiter (mehr) im Selbst zu verankern, wo sie besser aufgehoben ist, als in der Masse? Aber *ich bin schon wieder abgeschweift.}

SZ: Wir sollten die Lage also am besten akzeptieren, wie sie ist?
Slavoj Žižek: Für die grossen europäischen Errungenschaften wie Freiheit, Emanzipation und Demokratie lohnt es sich schon zu kämpfen. Aber mit ein bisschen Entfremdung müssen wir leben lernen. Auch wenn kein Anderer unser Leben kontrolliert - kein Gott, kein Schicksal und keine Kapitalisten -, dann heisst das noch lange nicht, dass wir es deshalb selbst kontrollieren.

{Kontrolle. Die Fremd-Bestimmung also. Was will das schon, Sie? Sehen Sie, das ist so eine der Tendenzen, die *ich aus dem DaSein herausfiltere: die Ablösung der Kontrolle. Die Enge bietet davon jede Menge: Kontrolle, wohin ein-Es auch fühlt und spürt. Kontrolle hier und Kontrolle da. Manche ein-Es, machen ein-Es auch weiss, dass ein-Es Selbst-Kontrolle braucht und zwar unbedingt. Klar, Kontrolle! Alles muss kontrolliert werden. Muss. Tja, wenn nicht so verdammt viel Zwang, Hemmung und Macht in der Kontrolle stecken würde und zwar fast nur, und so wenig Frei[RaumZeit]heit; meist gar so wenig, dass ein-Es in der Kontrolle davon so wenig fühlt und spürt, dass Es fast meint, das (jenes) sei in der Kontrolle überhaupt nicht vorhanden. Ist es aber. Auch. Aber ... winzig!

Die Tendenz lässt m*ich erahnen, dass die Kontrolle abgelöst wird. Von was?
Sie ahnen es auch, oder ... von der Verantwortung, denn die kommt ohne Kontrolle aus, davon ist in der Verantwortung nur soviel enthalten, wie in der Kontrolle die Frei[RaumZeit]heit. Also, wenn Eines "Kontrolle!" ruft, dann wissen Sie, da ist verdammt wenig Frei[RaumZeit]heit drinn, wenigstens vorübergehend, aber das gibt-s ich wieder, das ist auch klar.}

SZ: Wie meinen Sie das?
Slavoj Žižek: Das ist Hegels grundlegende Einsicht: wer handelt, schaut sich selbst nie über die Schulter. Wir wissen einfach nicht, was aus unseren Taten am Ende wird - ausser dass es meistens nicht das ist, was wir geplant hatten.

{Ist "geplant" erwartet? Erwartet. Erwartet? Aber das hatten wir ja gerade schon.}

SZ: Ein konkretes Beispiel bitte.
Slavoj Žižek: Jeder weiss doch heute, dass der Kapitalismus auf totalen Fiktionen basiert. Es wird ständig mit irgendwelchen Futures gehandelt, die keinerlei Basis in der Realität haben. Obwohl wir wissen, dass das letztlich nur ein Spiel ist und alles von unserem Vertrauen abhängt, können wir es trotzdem nicht kontrollieren.

{Da übertreibt ein-Es aber ziemlich: "totale Fiktionen", "keinerlei Basis in der Realität", "nur ein Spiel" und "von unserem Vertrauen abhängig". Oder ist das nicht übertrieben? Also, selbst wenn der Kapitalismus ein Spiel ist, das mit noch Ungeschaffenem handelt, so ist es für uns Menschen doch gelebte Realität. Wir handeln darin und entsprechend und was 'Vertrauen' ist und wieviel Konkretes darin enthalten ist, wenn etwas davon im Vertrauen enthalten ist besser, was *ich davon halte -, konnten Sie vor kurzem in diesem Blog nachlesen. Aber haltbares Vertrauen braucht Wahrhaftigkeit, unbehinderte Offenheit und passend (nah an der Wirklichkeit) bewertetes Wissen; und wo ist das bereits vorhanden? Eine versteckte Rarität.
Der Kapitalismus ist gelebte Realität, auch wenn es ein blosses Spiel ist. Spielen Wir halt noch gern. Mit Unausgelebtem und Unvorhersehbarem und Ungestaltetem. Könnt ja sein, dass Wir bald mal mit dem Spielen aufhören; und Uns dem DaSein in all seiner Fülle stellen, also damit umzugehen erlernen. Könnte ja sein? Wäre sehr schön.}

SZ: Keine Macht über die Zukunft?
Slavoj Žižek: Nein. In dieser Hinsicht bin ich Hegelianer, der da deutlich strenger war als Marx. Marx hat immer geglaubt, dass zum Beispiel die kommunistische Partei erkennen kann, wo die Geschichte hinläuft, und dann genau im richtigen Moment die Gelegenheit zur Revolution ergreift. Für Hegel ist so etwas vollkommen unmöglich: Die Philosophie beginnt überhaupt erst "mit der einbrechenden Dämmerung" - also wenn der historische Tag vorbei ist. Deshalb heisst es ja auch Nach-Denken. Während man handelt, ist man dagegen blind.

{Wunderbar. Jetzt habe *ich eine schöne Vorlage bekommen. Das Nach-Denken folgt der Blindheit des Handelns. Ja, so ist es bisher.
Wir glauben es ja in der Fülle gar nicht, dass Wir aufGrund dieser 'Blindheit' von "Fremdem" - also von Trieben und und und ... bestimmt sind, im alltäglichen Handeln; und da Wir aus der Enge und Unwissenheit und der 'totalen' Verantwortungslosigkeit kommen, handeln Wir eben entsprechend. Heute.
Jetzt erahne *ich auch, aus was die Macht zusammengesetzt ist.
Wunderbar deshalb, weil *ich dadurch ein einfaches Beispiel für die Ahnungen, die *ich bin, an die Tastatur geliefert bekomme, denn in dieser Ahnung steckt die Gewissheit, dass das Werden des RaumZeit das Mit-Denken enthält, also die Auflösung des blinden Handelns in ein aufmerksames und sensitives Handeln. Können täten Wir es, was fehlt Uns noch dazu? Wenn *mir was dazu einfällt, lasse *ich es Sie wissen.}

SZ: Ist das nicht ein Widerspruch, dass Sie dicke Bücher über politische Philosophie schreiben, gleichzeitig aber nicht daran glauben, dass einem politische, philosophische oder historische Einsichten helfen?
Slavoj Žižek: Man kann unsere Lage schon analysieren - die Geschichte ist nicht unbegreiflich. Unbegreiflich ist nur, welche Rolle wir selber darin spielen.

{Der Befund ist fast bei allen umsichtigen Menschen derSelbe: Wir spielen noch - und spielen ist ein Erfahrungen sammeln und einordnen in die Umgebung, solange bis ein-Es erwachsen ist und ... -; und dieses spielen auf allen Ebenen, bedingt Rollen. Solange die Menschheit noch spielt, wird es auch Einzelnen schwer fallen, aus dem Rollenspiel auszusteigen. Welche Rolle spielen Sie?}

SZ: Würden Sie diese Lektion gerne Angela Merkel beibringen?
Slavoj Žižek: Ja. Die sagt ja immer: Ich sehe das Problem, und wir müssen unbedingt etwas dagegen unternehmen. Aber nicht jetzt. Erst einmal müssen wir die Risiken abschätzen, alles planen und durchrechnen. Das ist doch Quatsch. Man muss einfach machen und dann gucken, was passiert.

{Vielleicht liegt die Lösung genau zwischen dem abwägen, abwarten und absichern < -- > und dem einfach mal machen und dann (blöd?) kucken. Aber vielleicht liegt die Lösung auch nicht irgendwo zwischen dem Zögern im "nach-denken", und dem Losstürmen ohne "voraus-zu-denken"?  Nur wo?}

SZ: Trial and Error also. So was kann in der Politik schon mal Menschenleben kosten.
Slavoj Žižek: Das wusste Hegel auch. Seiner Meinung nach war die Französische Revolution mit dem Terror der Jakobiner in die Irre gelaufen. Aber er hielt das eben für einen notwendigen Fehler, der gemacht werden musste, damit es später besser geht.

{Da hält Herr Žižek seine Meinung mit einem Feigenblättchen ein bisschen verborgen und argumentiert aus der Fremde: der Hegel - sein HausHeiliger? - hat geschrieben, dass eben für jeden Fortschritt ein paar Menschen drann glauben müssen.
Der Fortschritt fordert Opfer, also müssen immer welche auch "über die Klinge springen", wenn es weitergehen soll. Was Er selbst davon hält, hält Er damit aber nur wenig schamvoll verborgen.
Schon wieder so eine Vorlage für m*ich. Denn *ich bin die Ahnung, dass nur das [Vor-]Spielen im DaSein -> Tote und Verwundete "kostet", verursacht, ... dass aber ein aufrichtiges ein mit-empfindendes, ein verantwortliches Mit-Einander, also ein erwachsenes DaSein, ohne Opfer ist. Dadurch sind weder Verwundung noch Tod verschwunden, aber das sind keine Macht- oder Veränderungs- oder "Spiel-Kosten" mehr, sondern sind die Folgen von persönlicher Unachtsamkeit und falscher Risikoabwägung (Verletzungen) und der notwendige ErLebens-Abschluss.
Dem DaSein mag das Einzelne völlig unwichtig sein, so war und ist das auch noch, aber dem Menschen kann das Einzelne sehr wohl etwas bedeuten und pflege- und erhaltenswert sein, weit über die Mássen des DaSein. Das liegt an Uns. Ob Wir diese Ahnung und Möglichkeit der persönlichen und der Menschen-Erweiterung einrichten und einnehmen.}

SZ: Das klingt nicht sehr vielversprechend.
Slavoj Žižek: Ach wissen Sie, ich persönlich halte mich da an Freud. Der hat sich in den Zwanzigerjahren mal mit einem Kommunisten unterhalten, der ihm die Zukunft erklärt hat: Zuerst werden alle schrecklich leiden, in der zweiten Phase übernehmen die fortschrittlichen Kräfte die Macht, und dann beginnt drittens eine herrliche Zukunft. Freud hat darauf die Antwort gegeben: "Bei drittens gebe ich Ihnen recht".

{Wenn irgendwas die Macht übernimmt, ist es niemals der Fortschritt.
Naja, ausser Mensch sieht den "Fortschritt" nur als den nächsten Schritt und nicht - wie *ich - als eine wesentliche Verbesserung und Erleichterung der gegebenen Umstände, also auch als Zunahme der FreiRaumZeitheit; und nicht als blosse Änderung der Macht-Verhältnisse.}

SZ: Wie werden Sie selbst die letzten Tage der Menschheit erleben - als verbeamteter Professor?
Slavoj Žižek: Warum nicht? Ich habe den Satz: "Genug nachgedacht, jetzt wird gehandelt!" schon als Kind bescheuert gefunden. Richtiger wäre doch: "Genug kopflos gehandelt, jetzt wird nachgedacht."

{Zitat: "... jetzt wird nachgedacht." oder auch: "... denn sie wissen nicht was sie tun." Das mit dem Nach-Denken dachte *ich, hätte Herr Žižek gerade erkannt, aber das war wohl doch eine fehl-Erkenntnis. Weil "nach-" ist doch hinterher, oder sehe *ich auch das zu »eng« und "nach" kann auch vorher passieren, z.B. bei Architekten und Ingenieuren, die ja auch zuerst planen und dann bauen; oder ist das kein vor-denken und nach-bauen? Ja, schon, aber doch eher erzwungen; und nur dort und das ist zu wenig - ein zu kleiner Bereich -.
Na, *ich bin ja der Meinung: Bis Jetzt eben gerade, war nur Nach-Denken im Nachhinein und auch das nur sehr mager, von voraus-denken und entsprechend handeln (verantwortlich) sind die Meisten von Uns noch so eine ziemliche Meile entfernt, ist aber nur meine Meinung. Vergessen Sie es.}

SZ: Es kommt nicht darauf an, die Welt zu verändern, es kommt darauf an, sie neu zu interpretieren?
Slavoj Žižek: Alle Philosophen wollten die Welt verändern. Platon ist nach Syrakus gereist, Heidegger ist Nazi geworden, Marx hat an Lincoln geschrieben. der Einzige, der wirklich kaum etwas getan hat, war Hegel - und dann hat sich unter dem Einfluss seiner Gedanken tatsächlich die halbe Welt verändert. Vielleicht wäre es also mal wieder Zeit für ein bisschen mehr Interpretieren und ein bisschen weniger verändern. Keines der Schlagworte, mit denen wir ständig um uns werfen, ist philosophisch richtig ausgearbeitet: postindustrielle Gesellschaft, Risikogesellschaft, Informationsgesellschaft ... Dies ist eine gute Zeit für Philosophen.
Ende Gespräch.

"Dies ist eine gute RaumZeit für Philosophen."

Die ist immer. Das ist nichts besonderes. Aber richtig erkannt ist, dass ein paar wichtige Fragen dringend nach Antworten suchen und genau das ist das Metier der Philosophie: Antworten finden.

Das tut sie seit längerer Periode hauptsächlich in den Wissenschaften, hat das antworten suchen in die Wissenschaften verschoben und ordnet derweil die Philosophie der vor-Wissenschaftlichen RaumZeit langwierig ein und ordnet um und legt aus und legt ein und lernt; und es gibt nur wenige Philosophen, wie Sartre oder auch Žižek, die in und um die Aktualität und Verbesserungen darin deutlich handeln und auch kämpfen.

Trotzdem war das genau der Satz, der m*ich ansprach, bei dem *ich "nach" dem lesen wusste, das ist ein Gespräch an dem *ich einiges an Gedanken hinhänge und DaZwischen schiebe, was *ich hiermit getan habe.

Hoffentlich hat es Ihnen gefallen, oder Sie zum "nach"-denken angeregt.
M*ich regt es dazu an, weiterhin Wege und Veränderungen im Hier und Jetzt und Heute zu suchen, die Uns dazu bringen könnten, mehr voraus-zu-denken, weniger zu verletzen und zu töten, also weniger "Opfer" zu erzeugen und zu planen (Krieg), auf unserem ErLeben durch diese RaumZeit, auf diesem DaSein so dahin, sondern die Verantwortung im Selbst, für das persönliche und für das mit-Selbst zu erweitern, soweit, bis es auch die Mit-Lebewesen aufnimmt; und irgendwann einmal, in ferner RaumZeit, für das DaSein reicht.
Zu weit gedacht? Mag sein.

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