Sonntag, 20. Mai 2012

1 Meinung zum Kommunistischen Manifest

Nun habe auch *ich eine kleine Ansicht und Meinung vom Kommunistischen Manifest erschrieben, eine kleine SonderMeinung, von einem WeltWerk.
Bei all der bereits vorhandenen Rezeption und Interpretation kommt mir das wie ein Fliegenschiss auf einem Regalbrett der WeltBibliothek vor, naja, aber besser das, als ein irrlichterndes Staubkorn dazwischen.

Nun bin also auch *ich durch den Umblick in das Hier und Jetzt und das ErLesen der aktuellen Ereignisse zu einem Text geleitet worden, der schon sehr sehr lange vorliegt und vielleicht als Beschreibung sowohl der Aktualität, der damaligen bis zur heutigen, als auch einer EntwicklungRichtung, bis Jetzt unterschätzt wird, zumindest von mir.

Beim lesen dachte *ich, das ist doch genau die Beschreibung, - besser Begleit-Schreibung, denn der Prozess war ja schon längst im Gange -, eines gesellschaftlichen und deshalb menschlichen ModernisierungsProzesses, im ganz grossen Stil, welcher inzwischen fast die gesamte Menschheit erfasst hat und der noch dabei ist ALLE zu erfassen, denn sonst, vermute ich, würde die Menschheit in verschiedene Arten auseinanderfallen. Also werden auch irgendwann die verstecktesten Dörfer und Gemeinschaften des Urwalds, der Wüsten, Berge und Savannen in diesen Aufklärungs- und Ent-TierungsProzess einbezogen werden, wie schrieb Friedrich Nietzsche im Zarathustra: "Der Mensch ist ein Seil, geknüpft zwischen Thier und Übermensch, ..., dort und Hier reitet der Mensch noch fröhlich auf der Thierheit (Tri€bigkeit?)".

Und dieser ÜberMensch ist kein HerrschaftsÜberWesen, kein Superheld oder sonst ein faschistischer oder kindlicher Unfug, der ÜberMensch ist einfach eine Weiterentwicklung der Spezies Mensch, wegg von den evolutionär geprägten Ursprüngen, Handlungs-"weisen[?]" und Bearbeitungen, die Wir jetzt noch sind; und es ist eine Selbst-gewählte Weiterentwicklung! - das ist wichtig -. Obwohl ich zugebe, dass die Bezeichnung von Friedrich Nietzsche zu dem Unsinn verleitet, aber dann hat Mensch eben seine Schriften nicht ganz gelesen oder nicht verstanden oder beides; aber gut, hier geht es um etwas, das etwa zur gleichen RaumZeit (etwas früher) entwickelt wurde. 


Haben Sie vielleicht auch geglaubt, dass das KM veraltet und verstaubt ist, unRaumZeitgemäss, dann ist das eben ein IrrGlaube, ich möchte Sie nicht bekleckern, wie meine Anmassung und Meinung beim lesen bekleckert wurde, aber das mit dem Glauben und dem Wissen ist ja auch schon ein altes Ding, und ich musste meinen Glauben auch gewaltig revidieren, was das KM anging, ich hielt es auch für Vorgestern, aber warum war es dann immer noch in so vielen Mündern und Händen?
Und ich war baff, als ich dann zu lesen anfing.
Slavoj Žižek hat in einem ZEIT-Gespräch gesagt: "Der Kommunismus ist für mich keine Antwort, sondern ein Problem – das immer noch ungelöste Problem, wie wir eine Organisationsform für die Gemeingüter, die Commons, finden können. Was die Lösung dieses Problems angeht, bin ich sehr bescheiden und auch pessimistisch."
Genau getroffen! Das Problem ist, dass für Alle und Jedes genug vorhanden ist, nur (!), wie halten Wir, bei der natürlichen Trägheit der Lebewesen, die Infrastruktur, die nötigen Arbeiten für und in der Gesellschaft, und die wichtige Mobilität und den Austausch von Informationen und Gütern und die Forschung aufrecht, wenn Alle und Jedes alles bekommt, was es zum ErLeben braucht und somit vielleicht jeglicher Anreiz (Zwang?) weggfällt etwas dafür tun zu müssen?
Haben Sie bemerkt, dass das Problem die Fülle ist?

Nun, das KM ist für mich kein Problem, es ist in Vielem, als Beschreibung der Zustände innerhalb der Menschheit immer noch gültig.
Und wie!
Kein Wunder also, dass auch ein ganz aktuelles Buch eines amerikanischen Ethnologen, das im Moment viel Wirbel verursacht, auch und u.a. auf dem KM aufbaut: David Graebers Buch "Debt", gerade in D erschienen.

Ich lasse Sie an meinem Lesevergnügen und Fragen zum KM gerne teilhaben, und ich werde beileibe nicht das ganze KM hier abhandeln, das wäre zu viel für diesen harmlosen Blog und den ebenso harmlosen BeFüller, sondern nur den ersten Abschnitt über die "Bourgeoisie und die Proletarier".
Aber nun zu dieser aktuellen Gesellschafts-Studie in allerdings alten Begriffen und gestrigen Redewendungen, aber erstaunlicher WirklichkeitsHaftung und Zukünftigkeit. Wobei ich mit Slavoj Žižek übereinstimme, dass das KM zwar gesellschaftliche Prozesse aufdeckt und herleitet, aber zur Lösung lediglich den Schweiss der Erarbeitung beiträgt und der ist inzwischen auch ziemlich vertrocknet und dazu vielleicht ein paar gut gemeinte Ansätze, aber, wie das mit dem Gutmeinen eben so ist, es scheitert meist nachhaltig an der Wirklichkeit.

+ das bin ich
- das sind die Auszüge oder ganze Abschnitte aus dem KM

Aber zuerst noch einem Holzschnitt zum Thema.
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Wassily Kandinsky, "Zwei Reiter vor Rot"
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- Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.

+ Ich habe so gelacht, als ich diese Worte mit den aktuellen Berichten aus Frankfurt (Blockupy) übereinanderlegte. Nicht über die Gewalt oder den Trotz auf beiden Seiten, aber über die Übereinstimmung der schaurigen Worte mit der kris[e]ligen Aktualität über fast 150 Jahre hinwegg.

+ Im ersten Abschnitt ist das KM ein kurzer Abriss der geschichtlichen Entwicklung der "Klassen", also mehr oder weniger der Bereiche/Ebenen, in welche die menschliche Gemeinschaft unterteilt ist oder sein soll, nach Ansicht der Autoren. Den lasse ich wegg, aber dann.

- Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.

+ Wie wahr, wie wahr, wenn Mensch die Bourgeoisie mit viel-Besitzenden austauscht, die wenig-Besitzenden oder garnichts-Besitzenden laufen so mit und werden halbwegs durchgefüttert, ist das so, oder irre ich? Wobei die Staatsgewalt auch mit Gesellschaft gleichgesetzt werden könnte und die Gesellschaft ist ja die Gesamtheit aller darin lebenden, was wiederum darauf schliessen liesse, dass den weniger-Besitzenden und Anderen Unbeteiligten, die Behandlung des Staates, welcher auch Sie sind, passt, dass also auch Sie dafür sind, dass der Staat besser und aufmerksamer für die Habenden sorgt, als für die Masse der Weniger, weil Sie Glauben, das sei Gottgegeben oder es fällt Ihnen einfach nichts anderes oder gar besseres ein, oder sie sind mit dem Wenigen, das Sie in Masse sind, zufrieden, fühlen sich ausreichend versorgt, kann ja auch sein, das Mensch ist ja in der Masse eher genügsam und nur im Kleinen ein Raffzahn und Nimmersatt, die Masse hälts aus, bis Heute. Aber nun genug gemutmasst, zurück zum KM.

+ Auf die EinOrdnung der Rolle der Staatsgewalt folgt ein überaus grosses Lob für die Rolle, welche die Bourgeoisie (Bou) in der Entwicklung der Menschen einnimmt. Dieser Bereich der menschlichen Gesellschaft hat laut KM eine wahre Vorwärts-Entwicklung in Gang gesetzt und hält sie in Gang, - und das ist mehr als eine Revolution, aber diese feinen Unterschiede waren Marx und Engels noch nicht klar, da traten erst, aber zur etwa gleichen RaumZeit, die Herren Charles Darwin und Alfred Russel Wallace auf den Plan, mit einem Herrn Thomas Robert Malthus im Kreuz und bewiesen, dass auch das Mensch in einen Vorgang namens Evolution eingebunden ist, ja sogar erst durch diesen er-/gezeugt wurde. Also bitte ersetzen Sie revolutionär durch evolutionär und Klassen durch GefühlsBereiche - denn die verschiedenen Gruppen innerhalb einer Gesellschaft, die vor allem durch die Höhe des Wissens des Lebensortes, der Verbundenheit inner- und ausserhalb der Gesellschaft (Einfluss), der Höhe des Besitzes (zusammen mit dem Einfluss, ergibt das den Machtfaktor) und die LebensZiele und ZukunftsVorstellungen verschieden sind -, diese Gefühlsbereiche streben nach verschiedenen Richtungen und ent- oder ermutigen zu verschiedenen Umgangs- und Gestaltungsformen, also inneren Umbauten der menschlichen Gesellschaft.
Und diese Bou hat sich mächtig ins Zeug gelegt und kräftig Umgebaut und Umgestaltet in allen Bereichen:

- Die Bourgeoisie hat in der Geschichte eine höchst revolutionäre Rolle gespielt. 

Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat die buntscheckigen Feudalbande, die den Menschen an seinen natürlichen Vorgesetzten knüpften, unbarmherzig zerrissen und kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelasssen als das nackte Interesse, als die gefühllose ,,bare Zahlung''. Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt. Sie hat, mit einem Wort, an die Stelle der mit religiösen und politischen Illusionen verhüllten Ausbeutung die offene, unverschämte, direkte, dürre Ausbeutung gesetzt.
Die Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt.

Die Bourgeoisie hat dem Familienverhältnis seinen rührend-sentimentalen Schleier abgerissen und es auf ein reines Geldverhältnis zurückgeführt.

Die Bourgeoisie hat enthüllt, wie die brutale Kraftäußerung, die die Reaktion so sehr am Mittelalter bewundert, in der trägsten Bärenhäuterei ihre passende Ergänzung fand. Erst sie hat bewiesen, was die Tätigkeit der Menschen zustande bringen kann. Sie hat ganz andere Wunderwerke vollbracht als ägyptische Pyramiden, römische Wasserleitungen und gotische Kathedralen, sie hat ganz andere Züge ausgeführt als Völkerwanderungen und Kreuzzüge.

+ Und jetzt wird klar, wie konservativ Marx und Engels auch waren, wie sehr ihnen diese Evolution der menschlichen Gesellschaft, diese starken Veränderungen der gesellschaftlichen Verhältnisse auf den Magen geschlagen sind, wie sehr Sie Einhalt gerufen haben und den Bous die Werkzeuge der Evolution aus der Hand reissen wollten, um sie wieder verschwinden zu lassen, in den Händen des Proletariats (Prs).

- Die Bourgeoisie kann nicht existieren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutionieren. Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoisieepoche vor allen anderen aus. Alle festen eingerosteten Verhältnisse mit ihrem Gefolge von altehrwürdigen Vorstellungen und Anschauungen werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende verdampft, alles Heilige wird entweiht, und die Menschen sind endlich gezwungen, ihre Lebensstellung, ihre gegenseitigen Beziehungen mit nüchternen Augen anzusehen. 

+ Habe ich da in meinem [Vor]Urteil vielleicht geirrt und lass da gerade ein Lob der Nüchternheit und der Veränderung? Mal schauen.

- Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel. Überall muß sie sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen.

Die Bourgeoisie hat durch ihre Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat zum großen Bedauern der Reaktionäre den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe, sondern den entlegensten Zonen angehörige Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden. An die Stelle der alten, durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue, welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung erheischen. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen voneinander. Und wie in der materiellen, so auch in der geistigen Produktion. Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut. Die nationale Einseitigkeit und Beschränktheit wird mehr und mehr unmöglich, und aus den vielen nationalen und lokalen Literaturen bildet sich eine Weltliteratur.

+ Habe ich da eben die Forderung von Anonymos, von der NetzGemeinde und den Piraten herausgelesen? "Die geistigen Erzeugnisse der einzelnen Nationen werden Gemeingut." Faszinierend! Sind die Piraten die neuen Kommunisten? Wollen mal sehen.

- Die Bourgeoisie reißt durch die rasche Verbesserung aller Produktionsinstrumente, durch die unendlich erleichterten Kommunikationen alle, auch die barbarischsten Nationen in die Zivilisation. Die wohlfeilen Preise ihrer Waren sind die schwere Artillerie, mit der sie alle chinesischen Mauern in den Grund schießt, mit der sie den hartnäckigsten Fremdenhaß der Barbaren zur Kapitulation zwingt. Sie zwingt alle Nationen, die Produktionsweise der Bourgeoisie sich anzueignen, wenn sie nicht zugrunde gehn wollen; sie zwingt sie, die sogenannte Zivilisation bei sich selbst einzuführen, d.h. Bourgeois zu werden. Mit einem Worte, sie schafft sich eine Welt nach ihrem eigenen Bilde.

+ Ist das nicht fantastisch! Was für Befunde aus der aktuellsten RaumZeit von vor mehr als hundert Jahren. Wie könnte ich das Wort und Bild "Bourgeoisie" durch einen moderneren Begriff ersetzen? Und lesen Sie: "... die unendlich erleichterte Kommunikation ..." damals noch Telegraphie, heute Lichtleiter und Satelliten. Es ist schneller geworden, aber nicht anders. Und: "... der hartnäckigste Fremdenhass wird zur Kapitulation gezwungen." Ist das nun gut für die Herren Marx und Engels, oder ist der Fremdenhass für die Herren eine zu bewahrende Grösse, sollte also das "Barbaren"-tum weiter gestattet sein, statt diese zur "Fremdenannäherung und -offenheit" zu "zwingen"? Ist an vielen Stellen etwas indifferent dieses KM, wenigstens für mich.

- Die Bourgeoisie hat das Land der Herrschaft der Städte unterworfen. Sie hat enorme Städte geschaffen, sie hat die Zahl der städtischen Bevölkerung gegenüber der ländlichen in hohem Grade vermehrt und so einen bedeutenden Teil der Bevölkerung dem Idiotismus des Landlebens entrissen. Wie sie das Land von der Stadt, hat sie die barbarischen und halbbarbarischen Länder von den zivilisierten, die Bauernvölker von den Bourgeoisvölkern, den Orient vom Okzident abhängig gemacht.

+ Ich zitiere: "... dem Idiotismus des Landlebens entrissen." Hmm!? Ist das nun gut oder schlecht? Und was sagt das Idiot vom Land dazu, dass Es ein Idiot ist, obwohl Es in Dörfern lebt und ein Kluges ist, vielleicht sogar Weise ist, kommt ja auch vor? Und dann erst die ganzen Barbaren? Wie könnte ich diesen Begriff auf den jüngsten Stand heben, denn die Barbaren gibt es noch Heute, sie heissen nur anders, aber wie? Soziologen bitte melden.

- Die Bourgeoisie hebt mehr und mehr die Zersplitterung der Produktionsmittel, des Besitzes und der Bevölkerung auf. Sie hat die Bevölkerung agglomeriert, die Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen konzentriert. Die notwendige Folge hiervon war die politische Zentralisation.

+ Ja, die EU und die UN und bald eine WeltRegierung. Die Bous lassen nicht locker, bis Wir Alle vereint sind im Klassenkampf, oder in einer Klasse-Welt, vielleicht einer Klasse-losen-Welt, ach egal?

- Aber mit der Entwicklung der Industrie vermehrt sich nicht nur das Proletariat; es wird in größeren Massen zusammengedrängt, seine Kraft wächst, und es fühlt sie mehr. Die Interessen, die Lebenslagen innerhalb des Proletariats gleichen sich immer mehr aus, indem die Maschinerie mehr und mehr die Unterschiede der Arbeit verwischt und den Lohn fast überall auf ein gleich niedriges Niveau herabdrückt. Die wachsende Konkurrenz der Bourgeoisie unter sich und die daraus hervorgehenden Handelskrisen machen den Lohn der Arbeiter immer schwankender; die immer rascher sich entwickelnde, unaufhörliche Verbesserung der Maschinerie macht ihre ganze Lebensstellung immer unsicherer; immer mehr nehmen die Kollisionen zwischen dem einzelnen Arbeiter und dem einzelnen Bourgeois den Charakter von Kollisionen zweier Klassen an. Die Arbeiter beginnen damit, Koalitionen gegen die Bourgeios zu bilden; sie treten zusammen zur Behauptung ihres Arbeitslohns. Sie stiften selbst dauernde Assoziationen, um sich für die gelegentlichen Empörungen zu verproviantieren. 

Von Zeit zu Zeit siegen die Arbeiter, aber nur vorübergehend. Das eigentliche Resultat ihrer Kämpfe ist nicht der unmittelbare Erfolg, sondern die immer weiter um sich greifende Vereinigung der Arbeiter. Sie wird befördert durch die wachsenden Kommunikationsmittel, die von der großen Industrie erzeugt werden und die Arbeiter der verschiedenen Lokalitäten miteinander in Verbindung setzen. Es bedarf aber bloß der Verbindung, um die vielen Lokalkämpfe von überall gleichem Charakter zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf zu zentralisieren. Jeder Klassenkampf ist aber ein politischer Kampf. Und die Vereinigung, zu der die Bürger des Mittelalters mit ihren Vizinalwegen Jahrhunderte bedurften, bringen die modernen Proletarier mit den Eisenbahnen in wenigen Jahren zustande. 

+ Und jetzt haben Wir das Internet und die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände und Lokal ist bald nichts mehr. Ist der Klassenkampf inzwischen ein Ideenkampf, ein Richtungsgefecht, z.B. zwischen Erneuerern und Bewahrern, oder ist das zu vereinfacht, weil auf lediglich zwei Richtungen beschränkt? Es ist vielgerichteter, viele Ideen, viele Richtungen, aber es ist EIN BeharrungsVermögen, ein Reichtum, der die Bewahrung braucht, um erhalten zu bleiben, und zwar bei Wenigen, der somit die Verschiedenheit behindert, oder rieche ich das falsch?

- Die Kollisionen der alten Gesellschaft überhaupt fördern mannigfach den Entwicklungsgang des Proletariats. Die Bourgeoisie befindet sich in fortwährendem Kampfe: anfangs gegen die Aristokratie; später gegen die Teile der Bourgeiosie selbst, deren Interessen mit dem Fortschritt der Industrie in Widerspruch geraten; stets gegen die Bourgeoisie aller auswärtigen Länder. In allen diesen Kämpfen sieht sie sich genötigt, an das Proletariat zu appellieren, seine Hülfe in Anspruch zu nehmen und es so in die politische Bewegung hineinzureißen. Sie selbst führt also dem Proletariat ihre eigenen Bildungselemente, d.h. Waffen gegen sich selbst, zu.

+ Die Katze beisst sich in den Schwanz, oder ist das das falsche Bild? Die Herrschenden füttern also die Beherrschten mit der Nahrung der Herrschenden, um den Untergang der Herrschaft aufzuschieben. Ist das so gemeint?
Die Vernunft braucht also zu "ihrer" Weiterentwicklung und zu "ihrem" Schutz vor Widersprüchen die Hilfe und die Ausbildung der Unvernunft. Kann Mensch das so umformulieren?

- Es werden ferner, wie wir sahen, durch den Fortschritt der Industrie ganze Bestandteile der herrschenden Klasse ins Proletariat hinabgeworfen oder wenigstens in ihren Lebensbedingungen bedroht. Auch sie führen dem Proletariat eine Masse Bildungselemente zu.

+ Also die Durchlässigkeit von Schichten und Hierarchien

- Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der untersten Schichten der alten Gesellschaft, wird durch eine proletarische Revolution stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen.

Die Lebensbedingungen der alten Gesellschaft sind schon vernichtet in den Lebensbedingungen des Proletariats. Der Proletarier ist eigentumslos; sein Verhältnis zu Weib und Kindern hat nichts mehr gemein mit dem bürgerlichen Familienverhältnis; die moderne industrielle Arbeit, die moderne Unterjochung unter das Kapital, dieselbe in England wie in Frankreich, in Amerika wie in Deutschland, hat ihm allen nationalen Charakter abgestreift. Die Gesetze, die Moral, die Religion sind für ihn ebenso viele bürgerliche Vorurteile, hinter denen sich ebenso viele bürgerliche Interessen verstecken.

+ Ist das "Lumpenproletariat" inzwischen in Afrika, Asien und Lateinamerika zu finden? Haben die Bous also in Europa ihre "Gegner" bereits vereinnahmt und vor satte Teller gesetzt, damit sie ruhig halten und weiter die Menschheit von den Lumpen und dem Barbarentum befreien können. Ich weiss nicht, was wollten die Autoren des KM, begrüssten Sie eine UmGestaltung der Menschheit zu mehr Aufklärung und Selbst-Entscheidung, also dem europäischen Modell, oder befanden Sie das als Anmassung und somit Verwerflich?

- Alle früheren Klassen, die sich die Herrschaft eroberten, suchten ihre schon erworbene Lebensstellung zu sichern, indem sie die ganze Gesellschaft den Bedingungen ihres Erwerbs unterwarfen. Die Proletarier können sich die gesellschaftlichen Produktivkräfte nur erobern, indem die ihre eigene bisherige Aneignungsweise und damit die ganze bisherige Aneignungsweise abschaffen. Die Proletarier haben nichts von dem Ihrigen zu sichern, sie haben alle bisherigen Privatsicherheiten und Privatversicherungen zu zerstören.
Alle bisherigen Bewegungen waren Bewegungen von Minoritäten oder im Interesse von Minoritäten. Die proletarische Bewegung ist die selbständige Bewegung der ungeheuren Mehrzahl im Interesse der ungeheuren Mehrzahl. Das Proletariat, die unterste Schichte der jetzigen Gesellschaft, kann sich nicht erheben, nicht aufrichten, ohne daß der ganze Überbau der Schichten, die die offizielle Gesellschaft bilden, in die Luft gesprengt wird.

+ Wünscht die Mehrheit das? Möchte die Masse nicht mehr geführt und bestimmt werden, sondern Jedes Einzelne SELBST selbst-ständig entscheiden, was Es is[s]t und tut, wo Es lebt, womit Es umgeht und wohin Es entwickelt? Möchte Jedes Einzelne Selbst selbst-entschieden die Verantwortung für Es und für sein DaSein in der Gesellschaft übernehmen und handeln, oder ist doch noch besser, dass Wir das einer gewissen Schicht überlassen und vertrauen, dass Diese das schon für und mit Uns regeln? Tiefgreifende Fragen?

Und was hat das Ganze nun mit der Piratenpartei zu tun?
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Sonia Delaunay, "Markt in Minho"
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Und nun ein Text von Heute, der meine Ansichten und Bemerkungen zum KM treffend bestätigt und hinterlegt, merken Sie wie?

Aus der Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2012:
Titel: «Peter von Matt: „Das Kalb vor der Gotthardpost“. Die Angst des Kälbchens vor der Kutsche. Ein Fremdenführer durch das Gebirgsmassiv der kollektiven Erinnerung: Peter von Matt zeigt uns in seinem neuen Essayband zerklüftete Bergwelten und schweizerische Seelenlandschaften.», von Hubert Spiegel.

Auszug: »... Es ist wohl charakteristisch für Peter von Matt, dass er nicht zufrieden auf die Ernte der letzten Jahre blickt, sondern eigens für diesen Band noch einen Originalbeitrag schreibt, der alle anderen Texten dieses Bandes einen Rahmen setzt und sie alle übertrifft.

Vorarbeiter der erinnernden Erkenntnis

„Das Kalb vor der Gotthardpost“, der titelgebende Essay, beginnt als Bildbeschreibung und endet als „Seelengeschichte einer Nation“. Rudolf Kollers Gemälde zeigt den dramatischen Augenblick, in dem ein Kälbchen von den heranstürmenden Rossen einer fünfspännigen Postkutsche zermalmt zu werden droht. Mit der Kinderfrage, ob das Kalb wohl davonkommen wird, beginnt Peter von Matt seine fulminante Erkundung der schweizerischen Seelenlandschaft, die interessante Parallelen zum deutschen Nachbarn aufweist. Was Peter von Matt an diesem Bild fasziniert, ist die Inszenierung von Geschwindigkeitsdifferenzen: Die Rosse stürmen voran, die Kuhherde am Wegesrand steht starr und stiert, das Kälbchen ist dazwischen, es hält die Mitte zwischen Raserei und Stillstand. Aber ein Ausgleich ist nicht möglich, das Kälbchen ist schnell und langsam zugleich.

Ob es an diesem Widerspruch zugrunde gehen wird, ist die Frage, die seit hundert Jahre in Schweizer Kinderaugen steht, wenn sie das berühmte Gemälde betrachten. Es ist aber auch die zentrale Frage, die von den Modernisierungsprozessen des neunzehnten Jahrhunderts in ganz Europa aufgeworfen wurde, vor der wir noch immer stehen und die wir nicht beantworten können ohne den Blick zurück. Erinnerung, heißt es einmal in diesem Band, sei nie vorgegeben. „Erinnerung ist stets das Ergebnis schöpferischer Arbeit“. In Peter von Matt hat die Schweiz, haben alle seine Leser einen Vorarbeiter der erinnernden Erkenntnis, wie man ihn sich besser kaum wünschen kann.«

Abschliessend:
Für mich ist das KM also die Beschreibung einer Phase der irdischen Entwicklung, einer beschleunigten Entwicklung vielleicht; eine, die Uns Alle aus dem alten gewohnten Tempo der Umgestaltung durch Umweltbedingungen (Klima), Feinde (auch andere Menschen-Gruppen), erweitertes Wissen und Beziehungsformen herauszieht; aus dem vielleicht eher gemächlichen Tempo, das Wir zumindest Heute bei der Rückschau so empfinden mögen. Aber, Was weiss, vielleicht ist es auch langsamer geworden, Was misst das, was ist der Vergleichswert, ich weiss es nicht.

Das KM ist keine Hexenküche oder eine FürchteDich-Fibel, sie ist einfach. Die Frage der Autoren, des Autors, war: Was ist?, was wird hier gespielt und dazu noch eine Bewertung, eine sehr persönliche Bewertung. Stimmig oder nicht, ich finde sie in weiten Bereichen zutreffend, aber auch an manchen Stellen provozierend überzogen und denunziatorisch, aber das musste wohl so sein, das muss so sein, sonst fällt es einfach so durch ... durch die Augen, aus dem Verstand heraus und kümmert Keines mehr, aber das KM kümmert noch, ist noch, einfach anklagend und einfach gut recherchiert. 

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