Montag, 11. März 2013

BigData und die SprachPotenz

Vorwegg, eine weitere kleine und zarte Annäherung an die mögliche Übereinstimmung von Wirklichkeit und Sprache: 
Das DaSein ist die "Freiheit" zwischen totaler Starre und völliger Unverbindlichkeit. Das DaSein schwingt in dem Bereich zwischen Flexibilität und Stabilität. Das DaSein ist die Bewegung zwischen Verbindung und Zerfall.
Die Bewegung hin <- zur Verbindung (AnNäherung) nennen wir deutsch Sprechend-Es Liebe, die Bewegung wegg -> zum Zerfall (AbWendung) nennen wir deutsch Sprechend-Es Trauer. Was daran ist richtig?

Bevor der Artikel losgeht, möchte *ich zur Überschrift und zur Stimmung im Fremd-Text noch ein paar Wörtchen vorausschicken: meine Ansicht und mein Gefühl ist, dass der Verstand, die Vernunft, der Geist, das Bewusst-Sein, der Intellekt, die Klugheit (fällt Ihnen noch eine weitere Bezeichnung ein?) werden nicht von Daten oder den Sprachen im Hier und Heute verhext, sondern waren es bereits von Anbeginn dieser Fähigkeit. Des Denkens.

Verhext verstehe *ich, als von Falschheit besessen, von Dunkelheit gefüllt, im Nebel tappend, in Unsicherheit schwankend, in Orientierungslosigkeit taumelnd, von Fremden/m eingenommen und von Fremdem/n beherrscht und gesteuert. Sehr übel und kränkend, als Gefühl dazu. Die Sprachen dienen der Füllung mit Wirklichkeit und dienen der Aufrichtung des Menschen aus der FremdBeherrschung und Verdunkelung, so fühle Oliver-August Lützenich das.

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Die "Hasenheide" in B-Neukölln
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Aber nun der Fremd-Text, danach noch ein paar Worte mehr:

Aus der Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 06.03.2013.
Eine Kolumne von Emanuel Derman.

Das Original und die Leses-Briefe dazu, finden Sie hier: 
  
Titel: Wenn Daten den Verstand verhexen
Untertitel: In Zeiten von Big Data, heißt es, wird Wahrheit zur Sache der Statistik. Aber ein Berg von Daten enthält noch keine Intuition und Theorie. So groß wie behauptet ist Big Data nicht.

Vor siebzig Jahren war die Kybernetik groß in Mode, vor dreißig Jahren die Katastrophentheorie. Diese vom Griechischen inspirierten Bezeichnungen für zwei Fachgebiete, die einst die Hoffnung beflügelten, menschliches Verhalten erklären zu können, lösen heute leicht nostalgische Gefühle aus - wie Polaroidfotos von jungen langhaarigen Leuten in Glockenjeans und Batik-Shirts. Das neue Schlagwort unserer Zeit lautet „Big Data“. Es meint die Erfassung und Analyse der gewaltigen Mengen an Informationen, die Menschen offenbaren, wenn sie bei Amazon und Netflix einkaufen oder auf Facebook und Twitter schreiben.

{Das ist viel zu wenig Herr Emanuel Derman. "Big Data" ist viel mehr als "nur" die inner- und zwischen-menschlichen Daten. Dazu nur Folgendes: Die FacharbeitsGruppe "Working Group on Data and Informatics" am us-amerikanischen National Institute of Health, stellte in einem aktuellen Bericht fest: "Mit einem einzigen, in wenigen Stunden durchgeführten Experiment, z.B. in den BioWissenschaften, werden bereits Daten im Umfang von TeraBytes generiert". Das sind tausend Milliarden Bytes (Billionen), oder tausende GigaBytes in nur einem der hunderttausende Labors, an einem einzigen Tag!
Weiteres zu der Studie der us-amerikanischen GesundheitsBehörde finden Sie hier:
und dort insbesondere unter dem Punkt: "2 RESEARCH DATA SPANNING BASIC SCIENCE THROUGH CLINICAL AND POPULATION RESEARCH"}

Big Data nutzt eine Mischung aus Computerwissenschaft, Informationstechnologie, Mathematik und angewandter Statistik und wird eingesetzt, um uns Produkte zu verkaufen oder uns zur Wahl bestimmter Politiker zu überreden, indem man das Image des Produkts oder des betreffenden Politikers an unsere spezielle datengenerierte Persönlichkeit anzupassen versucht. Manche behaupten auch, die computergestützte Analyse von Mustern werde in der Medizin, in den Sozialwissenschaften wie auch in der Physik schon bald an die Stelle traditioneller Methoden der Entdeckung der Wahrheit treten. Worin bestanden diese klassischen Verfahren? Denken wir einmal zurück an den großen Triumph zu Beginn der neuzeitlichen Naturwissenschaft: das Verständnis der Gravitation und der Bewegung. Wie kam es dazu?

Kepler und der Fahrstrahl

Noch Jahrtausende nach den Griechen ließen Naturwissenschaftler sich durch Vorurteile dazu verleiten, alle Planetenbewegungen als Kreise um eine stillstehende Erde zu beschreiben. Aber aus der Sicht der um die Sonne kreisenden Erde ist die Bewegung der Planeten zu komplex für einen einzelnen Kreis und scheint gelegentlich sogar im Verhältnis zur Erde zurückzulaufen. Zu ihrer Beschreibung benötigt man deshalb Kreise, die sich auf Kreisen bewegen, welche sich ihrerseits auf Kreisen bewegen, die so genannten Epizykeln.

Schließlich zeigte Galilei, dass die Erde gar nicht stillsteht, sondern gemeinsam mit den Planeten um die Sonne kreist und die absonderlichen, scheinbar rückläufigen Bewegungen der Planeten nicht wirklich deren eigene Bewegungen waren, sondern eine Folge der Tatsache, dass sie von der in Bewegung befindlichen Erde aus beobachtet wurden. In den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts untersuchte Kepler die Daten zu den Positionen der Planeten und formulierte schließlich seine drei erstaunlichen Gesetze der Planetenbewegung: Die Planeten bewegen sich auf Ellipsen (nicht auf Kreisen) um die Sonne; die Verbindungslinie (der „Fahrstrahl“) zwischen einem Planeten und der Sonne überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen; und die Quadrate der Umlaufzeiten zweier Planeten verhalten sich wie die Kuben ihrer Bahnradien.

Um einen Eindruck davon zu erlangen, welch ein Wunder diese Entdeckung war, wollen wir uns das Zweite Keplersche Gesetz genauer anschauen: Die Verbindungslinie (der „Fahrstrahl“) zwischen einem Planeten und der Sonne überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen. Diese tiefgreifende Symmetrie der Planetenbewegung impliziert, dass ein Planet sich schneller bewegt, je näher er der Sonne kommt.

Newtons Erkenntnismuskel

Erstaunlich daran ist der Umstand, dass Kepler gar keine Verbindungslinie zwischen dem Planeten und der Sonne beobachten konnte. Seine Daten bestanden allein aus Planetenstellungen am Nachthimmel. Wie kam er dann dazu, die Bewegung der Planeten mit Hilfe einer unsichtbaren, imaginären Linie zu beschreiben? Das weiß niemand so genau, aber ganz sicher bedurfte es dazu einer tiefen Versenkung, eines langes Kampfes und eines seltsamen assoziativen Denkens, das irgendwo in seinem Inneren entsprang und schließlich - Aha! - zu der intuitiven Erkenntnis und ihrer Überprüfung an den Daten führte.

Intuition ist das erste Mittel der Erkenntnis. Der Beobachter kommt dem beobachteten Objekt (oder der beobachteten Person) so nah, dass er dessen (oder deren) Existenz von außen wie von innen erfährt. Intuition ist eine Verschmelzung des Beobachters mit dem Beobachteten. Sie hat etwas Quantenähnliches - die Fähigkeit, an zwei Orten zugleich zu sein.

{Und genau hier begann die Suche der vergangenen Tage nach ein paar Sätzen, die ich schon vor Monaten schrieb und die genau diese An- und Ein-, ja fast ÜberNahme eines anderes Selbst oder auch eines anderes materiellen DaSein, als Inhalt des Wörtchens "Begreiffen" einsetzten. Inzwischen habe ich sie wieder gefunden, sie lauten: "Um ein/etwas AnderEs wirklich - also ohne Abstand -, zu spüren, verlangt somit die (fast) völlige Aufgabe des Erst-Zustandes, ist also ein Umwandlungsprozess oder auch ein -opfer. Gilt das für das Mensch auch, wenn EinEs, ein anderes EinEs wirklich wahrnehmen, ja, mehr noch, einfühlen möchte? Eingeschränkt. Das Bild mit dem Feuer (Um das Feuer zu "begreiffen", müsste EinEs schon Feuer-Sein, zum Feuer werden) geht von zwei sehr verschiedenen DaSeins-Formen aus; wenn Mensch ein anderEs Mensch "sein" möchte, bedeutet das " l e d i g l i c h " die RaumZeitlich kurze aber ebenso gründliche Selbst-Aufgabe. Einen vorübergehenden Selbst-Verzicht; da Mensch zu Mensch dasGleiche (nicht dasSelbe!, das ist Einzig) ist. Erstmals eingestellt habe ich ähnliche Sätze in dem Beitrag "Die Kunst des Urteils", vom 21.06.2012. im Verantworten-Blog. Die Frage darin lautet: Wie bewerte Oliver-August Lützenich Etwas/Eines Anderes passend?}

Die Keplerschen Gesetze beschreiben die Planetenbewegungen, aber nicht deren Ursachen. Erst Newton fand eine Ursache. Er zeigte, dass die Keplerschen Gesetze eine mathematische Folge zweier von ihm entwickelter Theorien darstellen: seiner Theorie der Gravitation und seiner Theorie der Bewegung.

Wie entdeckte Newton diese beiden Theorien? Ganz sicher zeigten die Planetenbewegungen und der fallende Apfel nicht die Gesetze, denen sie folgten. John Maynard Keynes schrieb einmal, er glaube, Newton sei deshalb zu so herausragenden Leistungen fähig gewesen, weil seine „Intuitionsmuskeln“ die stärksten und ausdauerndsten gewesen seien, die jemals ein Mensch besessen habe. Keynes hatte etwas von der Entdeckung der Wahrheit verstanden, das seine formaler denkenden Schüler unter den Ökonomen nie begriffen haben.

Gefahren der Götzenverehrung

Die Newtonschen Gesetze wurden durch die Einsteinschen ersetzt, aber das heißt nicht, dass Newtons Gesetze eine Approximation der Einsteinschen darstellten. Newton verhält sich zu Einstein wie die Handschrift zur Maschinenschrift oder wie die Navigation nach den Sternen zum Global Positioning System (GPS). Zwei verschiedene Ansätze erreichen mit verschiedenen Mitteln und unterschiedlicher Genauigkeit dasselbe Ziel. Der eine ist keine Annäherung an den anderen. Beides sind Theorien, die Tatsachen beschreiben.

Die nächste Form des Verstehens ist das Modell. Ein Modell vergleicht etwas, das wir nicht verstehen, mit etwas, das wir bereits verstehen. Das berühmte Tropfenmodell des Atoms etwa tut so, als wäre der Atomkern ein Wassertropfen, der schwingen und rotieren und sich sogar teilen kann. Das ist nützlich, bildhaft, aber nicht ganz wahr. In ähnlicher Weise vergleicht das Black-Scholes-Modell zur Bewertung von Finanzoptionen die ungewisse Bewegung von Aktienkursen mit der Diffusion des Rauchs, der an der Spitze einer Zigarette aufsteigt. Das ist bis zu einem gewissen Grade nützlich - aber keine Tatsache. Modelle sind Metaphern, Bilder der Realität, aber nicht die Realität selbst. Ihr unvorsichtiger Gebrauch beschwört all jene Gefahren der Götzenverehrung herauf, vor denen Gott im Zweiten Gebot warnt.

Daten haben keine Stimme

Es gibt noch eine letzte Form des Verstehens: die statistische Analyse, die hinter Big Data steckt. Die Statistik versucht, in Daten aus der Vergangenheit Trends und Korrelationen aufzuspüren, und unterstellt, dass diese Trends und Korrelationen auch in Zukunft weiterbestünden. Aber nach einem berühmten, niemand zugeschriebenen Satz bedeutet Korrelation nicht Verursachung.

Big Data ist nützlich, aber kein Ersatz für die klassischen Wege der Welterkenntnis. Daten haben keine Stimme. Es gibt keine „Rohdaten“. Die Entscheidung, welche Daten man sammelt, bedarf bereits der Einsicht. Wer das sinnvoll tun will, braucht die klassischen Methoden: Man braucht weiterhin Modelle, Theorien oder Intuition, um Ursachen ausfindig zu machen.

Wittgenstein hat einmal geschrieben: „Die Philosophie ist ein Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache.“ Ich verstehe das so: Die Sprache vermag unsere natürliche Intuition zu täuschen, und wir brauchen die Philosophie, um diese Intuition zurückzugewinnen. Ganz ähnlich möchte ich behaupten: Die Wissenschaft ist ein Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch Daten.
Ende FAZ-Kolumne.

Am liebsten möchte *ich den letzten Absatz wiederholen, denn es ist ein kleiner Bereich des Ansporns, der m*ich anhält diese Blogs zu füllen. Allerdings falsch herum, oder auch falsch formuliert, aber *ich kann nicht mit Emanuel Derman sprechen, auch fehlt mir das englische Original, um es zu überprüfen.

Aber: Das Sprache ist Lüge und Wahrheit; Es ist beides.
Und ist meistens DaZwischen.

Die Sätze des Abschnitts gehen von der Sprache als vermeintlicher Lüge oder als grober Unstimmigkeit aus, zumindest vom Inhalt der Sprachen als einer [sehr] ungenauen Entsprechung der Wirklichkeit: " ... gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache", von Ludwig Wittgenstein, aus den Philosophischen Untersuchungen, PU 77. Und: "Die Sprache vermag unsere natürliche Intuition zu täuschen ..." von Emanuel Derman.

Bin Oliver-August Lützenich blind oder taub, oder liegen diese Beiden Menschen in der Einschätzung richtig, dass wesentlich mehr gelogen oder verschleiert wird, als genau und aufrichtig geschildert wird: Was ist?

Also, *ich bin da eine weit fröhlichere Einschätzung des Nutzens, des Inhalts und des Gebrauchs der Sprache und dessen Wert für uns Menschen und unsere Entwicklung, wegg von der reinen FremdSteuerung (u.a. TriebSteuerung und die Abhängigkeiten von den Gegebenheiten der umgebenden UmWelt), also dem puren Tier-Sein der Vergangenheit. 
Das bis ins Heute hineinreicht und die Menschheit immer noch weitestgehend bewegt und hemmt, je nachdem, wie EinEs geprägt wurde, was Eines treibt oder auch wünscht.

Falsch eingesetzt ist das Werkzeug Sprache entweder wertlos oder zerstörerisch, aber dieses "Schicksal" teilt die Sprache mit jedem anderen Werkzeug. Richtig eingesetzt, mit Wahrhaftigkeit, mit Freude, mit Genauigkeit, mit ... und klaren Vorgaben (Zielen und Mitteln) gefüllt, ist die Sprache der bedeutendste Schatz den Uns das DaSein an-/zu-entwickelt hat.
Stimmig eingesetzt, ist die Sprache das bedeutendste Potential der Lebendigkeit. Da bin ich ganz gewiss, und diese Gewissheit enthält nur allergeringsten Zweifel, von dem ich ansonsten randvoll bin.

Eine andere Kolumne von Emanuel Derman, mit meinen Zwischen-Rufen und Ein-Rahmungen finden sie hier: "Der lange Weg zur Gleichwertigkeit", vom 20.02.2013, in diesem Blog.

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