Freitag, 11. Januar 2013

Roman Opalka und mein SelbstLob

Selbstlob stinkt.
Mir ist klar, dass es bei diesem Spruch in erster Linie um das Prahlen geht, um das "raushängen lassen" von etwas geborgtem, etwas verliehenem, aber ..., das Prahlen ist "nur" die deutlichste Form dieser Erregung und der Spruch "nur" die deutlichste Gegenerregung.
Dahinter steckt die allgemeine Tendenz zur Einebnung und zur AnGleich-ung des AnderEs, der Ander-Es, an ein durchschnittliches Selbst. Nur ja keine besonderen Eigenheiten entwickeln, keine besonderen Fähigkeiten und Eigenschaften und (das ist das wichtige:) davon wissen, ja gar davon sogar noch berichten, sagt dieser Spruch.
Immer schön bescheiden sein!

Bescheidenheit ist eine Zier.
Noch so ein Spruch.
Vom entwickeln dieser Besonderheiten ist dabei hier nicht die Rede, aber vom Wissen eines Selbst davon und vom erzählen, vom "herausposaunen" eines Selbst davon. Das soll, das darf anscheinend nicht sein, damit können die Ander-Es nicht umgehen, das wollen Die nicht hören, vielleicht weil Die, die jeweils Ander-Es, damit nicht umgehen können?
Das nicht zu können oder zu verstehen, was das andere Selbst kann und versteht? Wenn Kinder ihre Fortschritte herausheben und betonen und das Selbst loben, bekommen sie ein Lächeln, ein Tätscheln oder sogar ein Mit-Lob der Älteren, soweit so gut, aber wenn etwa Gleiche das Besondere, das Herausragende im ich mit-teilen, Nein, das darf nicht sein! 
Selbstlob stinkt; und das macht hässlich und ist verboten.

Bescheidenheit ist eine Zier.
Ein Allgemeinplatz.
Das Andere ist anders, jed-Es ist von jedes Ander-Es anders, Verschiedenheit ist Normal.

Warum können Wir Selbst-Lob nicht liken / leiden?

Muhammad Ali: "Ich bin der Grösste!"
Der durfte das, weil Er es bewiesen hatte, oder?
Liegt es daran, dass Wir Beweise brauchen, für die herausgeplauderte Besonderheit, das erzählte Selbst-Lob? Nein, Muhammad Ali bekam die Anerkennung und das Lob nicht wegen seiner Prahlerei, sondern wegen seiner Erfolge im Ring und seinem Mut gegen den Fremdenhass, gegen die Ablehnung / Abneigung des Anders-Sein und den Vietnam-Krieg zu handeln und zu argumentieren, wegen seiner erLebens-Leistung, auch *meine grosse Anerkennung ist Ihm sicher, die "Aufschneiderei" nahm Mensch so hin, belächelte es, die Beweise sind unwichtig für die Ablehnung von Selbst-Lob.

Loben dürfen ein-Es nur die Ander-Es, das Selbst lobt nur andere Selbst nicht das ich. Wenigstens nicht lautstark, wenigstens nicht hörbar, wenigstens nicht deutlich, das darf und soll nur das andere ich. Immer das andere ich darf, was das ich nicht darf.
Das ist die Regel, das ist die natürliche Konvention.

DaSein-Ethos: "ich ist klein und geschmeidig, angepasst und nicht vorlaut."
Vor-Laut.
Das ändern wir Menschen gerade.
Wir halten es immer mehr aus, wenn Ander-Es besser sind und auch davon wissen und auch davon berichten, sonst könnte *ich diesen Beitrag doch gar nicht schreiben, so angepasst und verschüchtert, wie *ich hier bin, aber *ich bemerke, es geht mehr, als *ich glaube(!); und was vom Glauben zu halten ist, habe *ich hier schon des öfteren berichtet: VIEL!!! aber ...

Vom Wissen halte *ich inzwischen mehr.
Und dieses ich ist mehr allgemein, als Sie, die anderen ich da draussen, vielleicht Selbst noch glauben. Ich will vorlaut sein, weil es vorlaut verdient da zu sein.

ICH! Darf *ich das mal hier einfach so schreiben, ein lautes Ich, vor dem Ausruf. Vorlaut.
Ich bin fantastisch, ich bin gut, ich bin das Beste, was diesem verdammten Universum je passieren konnte und durfte, ich bin das Grösste, ich bin die Messlatte für Alles hier und ich bin der Ausweg zur Freiheit und der Aufweg zur Verantwortung im DaSein, ich bin.
Unbescheiden.

Was soll *ich auch damit, mit dieser verdammten auferlegten Bescheidenheit und diesem vermaledeiten Zwang zur AnGleich-ung und zur Unbesonnenheit. Scheiss drauf!
Sind Sie ich auch dabei?
Oder drücken / drucksen Sie das ich noch da vor klein?
Machen Sie das ich noch klein und dumm und angepasst und ausgeliefert, der Macht des DaSein, also der Triebe, Vergangenheit, Traditionen und persönlicher Gewohnheiten?
Hier in diesen Blogs ist ich ganz gross, hier ist ich: ICH, mit ner Menge Ausrufung!

Hier will das ich genesen und das kann es nicht, solange es klein gehalten wird und von so einer GefühlsVorgabe, wie "Selbstlob stinkt", oder auch "Bescheidenheit ist eine Zier" und Sie-ich finden bestimmt noch einige andere Sprüche, in so einigen anderen Sprachen mehr, die diese DaSein-Art belegen.
Selbstlob ist ...
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Nur ein kleiner Auszug aus meinem Tagebuch zum Thema Selbstlob
und Selbst-Ermächtigung, aus längst vergangenen Jahren.
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Jetzt gehe *ich ganz weit wegg von mir, und wende m*ich und damit auch vielleicht Ihren Blick, auf Jemand anderen:

Nun also zu einem KonzeptKünstler, dessen Werk und dessen Person - aus dem wenigen, was *ich aus Erzählungen, Medien-Gesprächen und Dokumentationen weiss, also aus zweiter Hand -, *ich mag und nacheiffere: Roman Opalka.

Schon lange habe *ich dessen Bilder und Werke im Hinterstübchen und ein paar Sätze dazu schon längere RaumZeit auf meiner Festplatte, Heute passt es *mir, wenn auch vielleicht nur schwer für Sie einsehbar, Ihn hier einzufügen und Ihn Ihnen vorzustellen, die Ihn noch nicht kennen.
Das "l" in Opalka erfährt im Polnischen übrigens einen oben angesetzten Schrägstrich, etwa in der Höhe des Querstrichs im t, nur nach rechts fallend, um die Dehnung des l zu betonen, sonst geht das l vor dem k verloren.
Bitte, also hier ein paar wenige Blicke auf einen zu lobenden Künstler:
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Aus Wikipedia, von mir leicht verbessert: "Sehr früh (etwa 1960) begann Roman Opalka damit, am Ende eines jeden Arbeitstages ein fotografisches Selbstportrait anzufertigen: In immer gleicher Kleidung – der Künstler trug dabei ein einfaches weißes Oberhemd – unter immer gleichen Lichtverhältnissen, mit immer gleichem, möglichst „neutralem“ Gesichtsausdruck fotografierte er sich mit einer mit einem Selbstauslöser ausgestatteten Kamera vor einer weissen Leinwand."
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Ein Einzelbild
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Eine Serie davon
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1965 begann Roman Opalka dann ein Werk, das er quasi bis zu seinem Tod im August 2011 weiterführte, er nannte es "the finite defined by the nonfinite" und begann auf einer weissen Leinwand mit schwarzem Stift Zahlen zu schreiben, er begann mit der 0 und kam bis zur 5.607.249, am 06. August 2011. Für mich ein Meisterwerk.
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Oben, die Arbeit,
Unten das Ergebnis.
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Vielleicht habe ich Ihnen ja Lust gemacht, mehr von diesem Künstler zu erfahren, dann wünsche ich Ihnen eine wunderbare und kurzweilige Reise durch sein Werk und in seine Idee, die es allemal Wert sind genauer bedacht zu werden.
Servus.

PS: Bedenken Sie bitte "Bescheidenheit ist ein Zier, aber am Besten erLeben Wir ohne ihr, oder?"

Mir geht es darum, es auszuhalten, dass ALLE ander-Es, von *mir verschieden sind UND in vielem, in sehr Vielem sogar, auch besser sind, vielleicht sogar Bedeutend Besser als *ich; es mehr als nur hinzunehmen, es zu nutzen, was Sie, ja Sie ich sind, und was Sie, ja Sie ich, viel besser können, als *ich ich ("*ich ich"), anstatt weiterhin den natürlichen und normalen NEID zu leben.
Deshalb ging es in diesem Beitrag, oder?

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