Mittwoch, 9. Mai 2012

Schwindende Sprachen und Kandinsky

Da die Sprache hier in diesem Blog ein besonders herausragendes Plätzchen geniesst, möchte ich einen gestrigen Fund, der die Sprachen und das Drumherum behandelt Heute hier einfügen.

Und auch von Wassily Kandinsky ein wenig zeigen, Sie werden vielleicht merken, dass das auch passt, obwohl die Themen weiter auseinander liegen, aber weiter auseinander liegen auch die "Milchstrasse" und die Andromeda-Galaxie und doch haben sie sehr viel miteinander zu tun. Aber zuerst ein wunderschönes noch-gegenständliches Bild von Wassily Kandinsky.
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Wassily Kandinsky, "Grüngasse in Murnau"
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Gestern gefunden und Heute aufbereitet:
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«Doppelter Reichtum
Viele Tiere, viele Sprachen
In Regionen, in denen besonders viele Tier- und Pflanzenarten leben, gibt es oft auch eine auffallend grosse Vielfalt an Sprachen. Mehr als 3200 und damit fast die Hälfte aller Sprachen auf der Erde finden sich in jenen 35 Gebieten, die als sogenannte Biodiversitäts-Hotspots gelten, schreibt ein Team um den Landschaftsarchitekten Larry Gorenflo von der Pennsylvania State University im Fachmagazin PNAS (online). Die Forscher hatten linguistische Daten sowie Angaben der Artenschutzorganisation Conservation-International ausgewertet. Biodiversitäts-Hotspots bedecken zwar nur 2,3 Prozent der Erdoberfläche, bieten aber mehr als der Hälfte aller Gefässpflanzen und 43 Prozent der Landwirbeltiere eine Heimat. Zugleich ist in den Hotspots die Gefahr besonders gross, dass Menschen den ursprünglichen Lebensraum vernichten. Deutlich ist der Zusammenhang zwischen biologischer und linguistischer Vielfalt etwa auf den östlichen der melanesischen sowie einigen indonesischen Inseln und in den Wäldern Guineas in Westafrika. In jeder dieser Regionen werden mehr als 250 Sprachen gesprochen, gleichzeitig zählen die Gebiete zu den artenreichsten der Erde. Im ebenfalls sehr artenreichen Neuguinea sind sogar 976 Sprachen bekannt.»
Aus der Süddeutschen Zeitung, 08.05.2012, von "kabl".
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Es besteht also ein Zusammenhang zwischen der Vielfalt der Lebensformen, die den Menschen umgeben und der Vielfalt der menschlichen Sprachen. Umso höher die Pflanzen- und MitTiere-Vielfalt in denen Menschen mit-esLeben, umso mehr Sprachen entwickeln Wir.
Und Wir sind dabei diese Vielfalt stark und unaufhörlich einzudämmen. Wir brauchen k[aum]eine Vielfalt um zu üb-esLeben, Uns reicht die Einfalt: ein paar essbare Pflanzen und ein paar essbare MitTiere. Mais, Reis, Kartoffeln, Weizen, Mohn, Rinder, Schweine, Hühner, ein paar Fische, das wars, oder habe *ich "Etwas" vergessen?

Mit dieser "Vielfalt" ist unser Üb-esLeben gesichert.
Dass Wir hier in Europa ein paar Frösche und anderes Getier und Gepflanz schützen ist läppisch, im Vergleich dazu, was wir Europäer gleichzeitig durch Unseren Hunger nach vollen Tellern und besten Materialien (z.B. Edel-Holz) in anderen ErdGegenden ausrotten.
Nur weil es nicht vor der Haustüre passiert, also in Sichtweite ... Wir sind halt noch rechte Augenwesen. So sind Wir halt. Und die Indonesier und Melanesier und Guineaer störts nicht, die Vielfalt einzudämmen, die sind noch nicht so weit, so reich an Aufmerksamkeit und gesättigt, auch an Informationen, um ihre Frösche und ihr Gepflanz so zu schützen, wie einige Wenige es hier tun, zumindest versuchen. Dort geht es noch ums nackteste Üb-esLeben, hier nur noch ums gesättigte.

Soll das ein Vorwurf sein!
Nein.
Selbstverständlich nicht, wie auch, Oliver-August Lützenich habe auch gerne einen vollen Teller z.B. mit Reis aus und einem Stück Fleisch aus. Egal woher. Die Träumerei, dass Wir unsere Lebensmittel aus der Region, zumindest aus der näheren, decken könnten, ist bei mir schon längst geplatzt, nicht wegen den Preisen, sondern wegen der Masse.

Aber keine Vorwürfe.
Wir Menschen sind so, und Wir stehen hier nicht vor einem Pranger. Was sollte das auch tun, also richten Wir auch bitte nicht selbst einen Pranger auf, an den Wir uns Selbst hinnageln, das hat schon Jesus umsonst versucht und es hat wenig gebracht, also seien Wir einfach weiterhin so, wie Wir nun mal von der Natur evolutioniert wurden und schauen mal, wohin Uns das bringt und mit Uns diese kleine Region im gigantischen riesigen unfassbaren wahnsinnig grossen enormen Universum.

Was weiss denn schon, wozu unsere Handlungsweise gut ist.
Dieser Planet hat schon mehrere Umgestaltungen und sowohl Pflanzen- wie auch Tierwandlungen erlebt, diejenige, die im Moment durch Uns hindurch geht und ausgehandelt wird, wird den Planeten vielleicht noch schöner machen.
Der blaue Planet. Vielleicht nach Uns RubinRot. Ein Rubin im ... Universum.
Schön.

Und was wird mit den Sprachen, wenn die Vielfalt schwindet?
Na, es wird nur noch eine übrig bleiben. Aus der Vielfalt in die Einfalt. EinSpruach!
Aber das kann doch nicht der Sinn oder der Weg der Entwicklung sein!? Tja, die Daten deuten aber darauf hin. Ist das gut, ist das schlecht? Was weiss das schon Heute. Fragen Sie in einigen Jahrzehnten noch mal nach.

Und nun etwas ganz Anderes: Wassily Kandinsky.

Die folgenden Zitate habe ich einer kurzen Doku über Wassily Kandinsky und seine Beziehung zur/mit der Musik entnommen, im Besonderen mit der von Arnold Schönberg und anderen Dekonstruktionisten der Musik, die kürzlich auf arte lief.

«Gegensätze und Widersprüche, das ist unsere Harmonie!»
Aus einem Brief von Wassily Kandinsky an Arnold Schönberg, geschrieben nach einem Konzert in München, mit Klaviermusik von Arnold Schönberg, auch das folgende Gemälde ist von diesem Konzert inspiriert. Dabei fluten die "lebendigen" Melodien in Gelb, in und über das Publikum hinein und hinwegg.
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Wassily Kandinsky, "Impressionen III Konzert"
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«Ich bin behutsam mit der Auflösung des Gegenstandes, denn, wenn wir heute schon anfangen würden, ganz das Band mit der Natur zu vernichten {mir gefiele besser: "lösen", aber gut, das ist mein Geschmack}, so würden wir {lediglich?} Werke schaffen, die dem Muster eines Teppichs gleichen.»
Nun gut, ganz haben Wir Menschen, diese Intention wohl nicht verstanden, denn heute sind die Werke vieler Künstler, die die Gefühle und den Sinn des Erlebens in nicht-gegenständlichen Werken gesucht und gefunden haben, die Vorlage von Tapeten und auch Bodenbelägen. Einen "Mark Rothko" be-malen heute schon viele an jedwede Wände, vielleicht ist das aber auch eine hinterrückse Art und Weise der Kunst und der Künstler, um Uns mit mehr Sinn und Gefühl zu konfrontieren und zu versorgen?
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«Die Farben trennen sich vom Gegenstand, fliessen über die Grenzen der Form. Es verschmelzen Farbe, Form und Klänge zu einem sinnlichen Erlebnis. Frei von den Zwängen tradierter Kompositionsgesetze.»
Ein erstes Werk, welches diesen Vorgaben, diesem Anspruch folgt, ist das folgende, es ist ebenso der engen Verbindung im Gefühl, von Musik und Farben und Formen gewidmet und leitet auch über zur nächsten Aussage.
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Wassily Kandinsky, "Fuga"
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«Die Farbe übt direkten Einfluss auf die Seele aus. Die Farbe ist die Taste, das Auge der Hammer, die Seele ist das Klavier. Der Künstler muss nun die Tasten der Farbe so anschlagen, das heisst, die Farben im Bild so einsetzen, dass er die Menschen so berührt und im Betrachter die gleiche seelische Vibration auslöst, die den Künstler bewegt hat.»
Tut es das?
Mich, langsam.
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Und als persönliche Zugabe noch ein Werk von Herrn Kandinsky, das seit Jahren bereits, als Druck, meine Kühlschranktüre ziert und damit jeden Gang zum Kühlschrank zur Freude macht.
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Wassily Kandinsky, "Hommage á Will Grohmann"
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Wunderschön.
Und es weist nach Vorne, nach oben vorne, da wo die Luft noch frisch und klar ist, dort wo die Nase noch unverbrauchtes riecht und die Augen noch so weit sehen, dass sie schmerzen, dass der Blick immer wieder nach unten sinkt, um wieder an Etwas Halt zu finden, bis die Sinne mit der WEITE des DaSeins umzugehen wissen. Aber das dauert noch.

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